ROBERT'S GASTAUFTRITTE
   

Jugendsünden: NIRWANA JONES UND DIE GROTTE DES GRAUENS

In letzter Zeit erhielt ich immer wieder Anfragen nach meiner Mitwirkung an der STAR TREK/INDIANA JONES-Hörspiel-Parodie NIRWANA JONES UND DIE GROTTE DES GRAUENS. Anscheinend ist es wohl wieder beim Hessischen Rundfunk gelaufen oder in Hörspiel-Läden aufgetaucht. Dies war Grund genug für mich, die grauen Zellen anzustrengen und die damaligen Ereignisse noch mal Revue passieren zu lassen.

Es war Anfang 1992, als ich in unserer Lokalzeitung einen Bericht über eine Hörspielproduktion von Leuten aus der Jugendarbeitsszene las, die für ihre SF-Parodie noch SF-Geräusche suchten. Mir kam das damals so vor, als wäre der Bericht geschrieben worden, damit genau ich ihn lesen würde, denn in meinem Audio-Archiv befanden sich einige Langspielplatten (damals war das CD-Zeitalter noch relativ jung, und es gab nur wenig solches Material) mit Aufnahmen des BBC Radio Workshop. Ich erinnere mich noch besonders gut an SOUNDS OF HORROR, in dem unschwer zu hören war, wie man Kohlköpfe auf viele mehr oder minder orginelle Arten quälen und zwischen etlichen verschiedenen Schreien wählen konnte. Natürlich durften auch solche Geräusche wie das Labor des Verrückten Wissenschaftlers etc. nicht fehlen. Ich möchte NICHT wissen, was damals beim Testlaufen meine Nachbarn von mir gehalten haben.... Cover Nirvana Jones

Ich machte mich also auf den Weg, diese Hörspielleute zu treffen, und, um eine lange Geschichte kurz zu machen, endete ich innerhalb zwei Wochen als einer der Hauptdarsteller, nämlich den im Titel genannten NIRWANA JONES. NIRWANA JONES UND DIE GROTTE DES GRAUENS war die Fortsetzung zu dem erfolgreichen Hörspiel TUMOHR DER BÖSARTIGE, einer STAR TREK-Parodie. In NIRWANA JONES wollte man nun auch noch INDIANA JONES auf die Schippe nehmen. Die Charakterbeschreibung von Nirwana Jones klang wie eine wahre Herausforderung für mich: ein gefürchteter interstellar Kopfgeldjäger, der zuerst seinen Megablaster durchlädt und danach denkt, unheimlich selbstbewusst wirkt -aber eigentlich strunzdumm ist, immer eine Zigarre im Mundwinkel stecken hat (ich hatte beim Sprechen (als Nichtraucher) meist als Ersatz ein Stück Karotte im Mund, und gerne seine bevorzugte Kommunikationsmethode anwendet, andere Leute mit dem herrischen Befehl "Halt's Maul" zum Schweigen zu bringen - und danach zu fragen, was eigentlich los ist. Ausserdem war er immer hinter den Schnittchen her, die Barnaby, der Schiffskoch bei sich hatte. Die Produzenten schworen mir Stein und Bein, das hätte auch schon exakt so im Orginaldrehbuch gestanden und wäre mir nicht etwa auf den Leib geschrieben worden. Ich bin mir heute noch nicht sicher, ob ich das glauben sollte.

Die Aufnahmen meiner Szenen fanden ausgerechnet am Rosenmontag und Faschings-Dienstag 1992 in einem Studio in Gross Gerau statt. Als begeisteter Tänzer (kein Disco-Gehopse, sondern richtig Standard-Tanz mit Frau in den Arm nehmen und so) war ich an den Nächten davor gut beschäftigt und deshalb auch entsprechend übermüdet und mieslaunig, als ich im Studio auftauchte. Auf der anderen Seite war das genau die richtige Stimmung für die Darstellung von Indiana Jones: ich sollte ihn im Stil von Clint Eastwood sprechen. Die anderen müssen mich damals echt gefürchtet haben, als ich im Verlaufe der beiden langen Aufnahmetage jeden anknurrte !

Ich erinnere mich noch speziell an eine lange Szene, die mir das Äusserste abverlangte: darin ist Nirwana Jones mit Schiffskoch Barnaby dabei, den Fluss des Todes auf einem Floß zu überqueren, das der untote Fährmann rudert. Nirwana will unbedingt herausfinden, wer der seltsame Typ in der schwarzen Kutte ist, bekommt aber nur rätselhafte Antworten. Das bringt ihn Rage (Nirwana Jones mag es nicht, wenn ihn andere Leute für blöde verkaufen wollen), und am Schluss ist er nur noch am Brüllen. Es war ein ziemlich langer Text, mit dem unser Regisseur auch zufrieden war. Nur mit dem letzten Brüllen am Schluss, da wollte er immer mehr "Umpf". Ich glaube, ich habe diese Szene über 30x aufgenommen ! Als das letzte Take endlich im Kasten war, war ich 1. erst fix und fertig, 2. total heiser (das Tanzen an dem Abend ist mir echt schwergefallen) und 3. dermassen geladen, dass jeder die Gewitterwolke über meinem Kopf sehen konnte und mir besser auf dem Weg ging. Mal abgesehen davon haben die Aufnahmen echt Spass gemacht.

Das Hörspiel wurde danach übrigens beim Hessischen Rundfunk geschnitten und auch ausgestrahlt.